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Andrea Lein

23. Juli – 3. September 2011
Eröffnung 22. Juli, 19 – 21 Uhr
-> Einladungskarte | 90 KB

  VIERBILDER

Aufgestellt
Aufgestellt, 2009. Acrylmischtechnik auf Leinwand, 180 x 140cm.
 

Andrea Lein

Die Künstlerin (*1959, Altdöbern) lebt und arbeitet in Berlin.
    1978
  • Abitur

  • 1978 – 82
  • Buchverkäuferin, Töpferlehre

  • 1980 – 82
  • Abendstudium „Plastik“ an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee

  • 1982 – 87
  • Studium Kunsthochschule Halle-Burg Giebichenstein mit Diplom Fachbereich Kunst

  • Seit 1987
  • Atelier in Berlin


  Große Fliege mit Tisch
Große Fliege mit Tisch, 2006.
Acrylmischtechnik auf Leinwand, 120 x 145cm.
Spielraum
Spielraum, 2011.
Acrylmischtechnik auf Leinwand, 100 x 200cm.
 
  Ausstellungen (Auszug)
    2000
  • Finnland, Käsityo Museum

  • 2002
  • Berlin, Galerie 100

  • 2003
  • Passau, Galerie Klotz

  • 200
  • Berlin, Parexel

  • 2006
  • Berlin, Galerie Orange

  • 2010
  • Berlin, Berlin Art Projects (Beteiligung)

  • 2011
  • Berlin, Galerie 100 (Beteiligung)
  • Berlin, berlin art scouts
 
  Artist Statement

Gelebte Räume und Geheimnisse sind zur Zeit meine Bildthemen.

Abzug, 2008. Zeichnung, 80 x 80cm

Meistens beginne ich mit einer Zeichnung auf Papier, wähle dann einen inhaltlich oder handwerklich interessanten grafischen Akzent aus und verleime ihn auf der Leinwand. Diese beschichte, reserviere und übermale ich so lange, bis die gefundenen Zeichen ein Ganzes geworden sind und eine geheimnisvolle Bedeutung besitzen.

Das Verweben von Handzeichnung und Malerei, das Kombinieren von bereits bewertetem Papier und Leinwand sollen Verfremdung und Ding-Reiz steigern. Leise Unterschiede der Oberflächen und zarte Klänge innerhalb einzelner motivischer Zonen sollen zu ausdrucksstarken und kontrastreichen Samplings führen. Das Entstehen mehrerer, in sich verschränkter Ebenen ist erwünscht. Inhaltlich und handwerklich-formal sollen die Bilder Freiräume für verschiedene Sichtweisen öffnen und bewahren. Private und gesellschaftliche, visuelle Kodierungen möchte ich aktivieren, sie in neue Zusammenhänge stellen und ihre Wertigkeiten damit hinterfragen. Der Titel eines Bildes kann der Anfang einer Geschichte sein, deren Ausgang ich nicht festlegen will. Geheimnisvolle, glaubwürdige Visionen sind mein Ziel.

Abzug, 2009. Acrylmischtechnik auf Leinwand. 120 x 160cm

Der handwerklich-technische Weg über die Zeichnung folgt nicht nur meinen bisherigen künstlerischen Erfahrungen und Herangehensweisen, sondern entspricht meinem aktuellen inhaltlichen Vorhaben: Zeichnerisch kann ich schnell, spontan und skizzenhaft meine inneren Bilder und Gedanken festhalten, ohne sie rational und aufwendig bis in Kleinste „fertig zu machen“. Später auf der Leinwand werden diese Momentaufnahmen dann zu ganz besonderen Stellen: Ausgangspunkte, Verweilorte, Einblicke, Rückzugsflächen, exotische Inseln ...
Von hier erstreckt sich die Malerei über den gesamten Malgrund. Sie führt von der Zeichnung weg und gelangt auch wieder zu ihr zurück. Sie verschränkt sich mit ihr, umgeht sie, weicht ihr aus und schließt sie vielleicht wieder ein. Diese Wege sollen eine ästhetisch reizvolle Reise anregen, aber auch inhaltlich verschiedene Ebenen der Reflexion aufrufen und die unterschiedlichsten Interpretationen, Geschichten und Träume anleiten sowie neue Handlungsräume eröffnen.

Sprungfeder, 2010. Acrylmischtechnik auf Leinwand, 120 x 100cm

Zu dieser inhaltlichen Positionierung und technischen Herangehensweise bin ich über Umwege und erst sehr langsam gelangt. Nach insgesamt sieben Jahren Kunststudium fand ich mich zunächst im Bereich Plastik ein, arbeitete jedoch auch hier sogleich collagenhaft. Differenzierte Körperhaftigkeit drängte ich Stück für Stück immer weiter in die Fläche und beschichtete zunächst die übrig gebliebenen plastischen Gebilde mit malerischen und grafischen „Überzügen“, bis der Körper als Malgrund für mich inhaltlich nicht mehr notwendig und schon gar nicht zwingend war, schier überflüssig wurde. Ich ersetzte ihn ganz unprätentiös durch die Leinwand. Fast immer begann ich mit einer Zeichnung (wie früher die Skizze für eine Plastik), bei der die grafische Linie für mich das Erkundungswerkzeug ist, welches im Kontrast zur textilen Leinwand einen derartig starken ästhetischen Reiz in sich birgt, daß die Malerei fast wie durch Autopilot gesteuert auf den Malgrund gelangt. Die Collage ist geblieben und wird von mir als Geheimnisverdichter zunehmend geschätzt. Ich habe sehr stark das Gefühl, endlich eine mir adäquate Ausdrucksweise gefunden zu haben, die ich jetzt ganz intensiv ausbauen will.

Ahoi, 2010. Acrylmischtechnik auf Leinwand, 200 x 100cm

Ganz aktuell habe ich, ausgehend von einem Schlüsselbild (Ahoi, 2010), eine konzeptuelle Untersuchungsreihe gestartet: mehrere Bilder gleicher Größe (200 x 100 cm) und alle mit ähnlich bewertetem „Himmel- und Wasser“-Hintergrund sollen die Basis-Experimentierlösung bilden, in welche ich unterschiedliche grafische Teilchen werfe und untersuche, wie beide Substanzen miteinander reagieren. Ich möchte ähnliche Leinwände durch sehr konträre grafische Auslöser aktivieren und sichtbar machen, zu welch unterschiedlichen Ergebnissen dieses Verfahren führen kann. Inhaltliche Parallelen zu realen Situationen sind erwünscht. Unerwartete Malerei-Geheimnisse sollen sichtbar werden. Der Entstehungsprozess bleibt erkennbar.

Andrea Lein, Mai 2011
 
  Visier
Visier, 2009. Acrylmischtechnik auf Leinwand, 2,80 x 1,80cm.

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